Vortragsveranstaltung 11.02.2020

11.02.2020 - Der Öffentliche Dienst im Digitalen Wandel

11. Februar 2020

Auf Einladung des DBB Kreisverbands Herford referierten der Landrat des Kreises Herford, Herrn Jürgen Müller, und die stellvertretende Vorsitzende des DBB Landesverbandes NRW, Frau Andrea Sauer-Schnieber, über die zunehmende Digitalisierung im Öffentlichen Dienst und die Auswirkungen auf ihre Beschäftigten.

„Der Öffentliche Dienst im digitalen Wandel“

hieß der Titel der Vortragsveranstaltung des DBB Kreisverbandes Herford am 11.Februar , zu der der Kreisverband mit dem Landrat des Kreises Herford, Jürgen Müller, und der stellvertretenden Landesvorsitzenden des DBB NRW, Andrea Sauer-Schnieber, gleich zwei Gastredner in das Hotel Waldesrand eingeladen hatte.

Jürgen Müller, Chef von etwa 1.050 Bediensteten der örtlichen Kreisverwaltung, stellte einige Tätigkeitsbereiche vor, die mittlerweile weites gehend digitalisiert sind. So laufen mehr als 60% der Baugenehmigungsverfahren ausschließlich und die Bauakten sind im Kreis Herford digital. Auch die Zulassung neuer Kfz. erfolgt im Straßenverkehrsamt digital wie auch Arbeiten im Kataster- und Vermessungsamt. Das Tätigkeitsprofil habe sich stark verändert: einfachere, routinemäßige Arbeiten sind weg gefallen, komplexere IT-basierte Arbeitsprozesse hinzugekommen, die einen hohen Fachkräftebedarf in der Kommunalverwaltung erfordern.

In den Prozess der Digitalisierung sind die Bediensteten einzubinden, wobei er jedoch die Interessen der Büro abwägen muss zu den Interessen der Bediensteten, die durchaus im Gegensatz zueinander stehen können. Aber zu folgenden Ergebnissen dürfe die digitale Veränderung nicht führen – zu einem Abbau des Personals und zu einer fehlenden Trennung zwischen Berufs- und Privatleben.

Als zweiter Rednerin des Abends, band Andrea Sauer-Schnieber das stetig präsente Thema des digitalen Wandels in eine zwingend in den 2020er Jahren notwendige Attraktivitäts- und Modernisierungsoffensive im öffentlichen Dienst ein: „Die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes sind schließlich die Botschafter des Prozesses der digitalen Veränderung. Die Digitalisierung kann nicht alles ersetzen und muss sinnvoll eingesetzt werden.“ So müssten beispielsweise die Verwaltungen viel besser vernetzt sein und in das Rechenzentrum der Finanzverwaltung sowohl personell als auch räumlich viel besser ausgestattet werden.

Aber auch über die Digitalisierung hinaus müsse man auch angesichts des demographischen Wandels (1,25 von 4,6 Mio. Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes gehen in den kommenden 10 Jahren in den Ruhestand), die Attraktivität des Öffentlichen Dienst insgesamt erhöhen. So zählen u. a.eine höhere Eingangsbesoldung in allen Laufbahnen, eine Modifizierung der familienfeindlichen Wochenarbeitszeit von 41 Stunden und eine Abschaffung der Kostendämpfungspauschale zu den Parametern, die dringend angepackt werden müssten. Die Attraktivität des Öffentlichen Dienstes gebe es nicht zum Nulltarif und insbesondere in den Ballungsraum sei es schwer, in Konkurrenz zu den Konzernen in der freien Wirtschaft, qualifiziertes Personal zu finden.

Die Politik sei nun aufgefordert zu handeln, und nicht so ein beschämendes Bild abzugeben, wie zurzeit in Thüringen oder bei der Rede des MdB Johannes Röring, der in Bezug auf die vom Gesetzgeber eingeführte Bonpflicht von „blutleeren Finanzbeamten“ sprach.

Mit ihren klaren Worten begeisterte die stellvertretende Landesvorsitzende die anwesenden Kolleginnen & Kollegen bei ihrem zweiten Besuch im ostwestfälischen Herford.