Erfahrungsaustausch mit Betroffenen zum Thema „Gewalt gegen Beschäftigte im Öffentlichen Dienst“ mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link.

Jeder verdient Respekt! - Auch die Beschäftigten im Öffentlichen Dienst!

16. November 2016

Pöbelnde Kunden und wüste Beschimpfungen gehören für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes inzwischen zum beruflichen Alltag. Doch immer häufiger bleibt es nicht dabei. Auch Valentino T. hat schon diverse Male am eigenen Leib erfahren müssen, wie schnell verbale Gewalt in körperliche umschlagen kann. Bei einem Routineeinsatz im Rettungsdienst versuchte er, einer bewusstlosen Frau zu helfen. Als es ihrem Lebensgefährten nicht schnell genug ging, reagierte er aggressiv, beschimpfte die Rettungskräfte, packte sie schließlich am Hals und warf sie aus der Wohnung. Auch viele seiner Kollegen würden von ähnlichen Situationen erzählen, berichtete der Feuerwehrmann. „Es ist einfach unfassbar, dass ausgerechnet die Menschen angegriffen werden, die eigentlich zum Helfen gekommen sind.“

Duisburg / NRW                   Pöbelnde Kunden und wüste Beschimpfungen gehören für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes inzwischen zum beruflichen Alltag. Doch immer häufiger bleibt es nicht dabei. Auch Valentino T. hat schon diverse Male am eigenen Leib erfahren müssen, wie schnell verbale Gewalt in körperliche umschlagen kann. Bei einem Routineeinsatz im Rettungsdienst versuchte er, einer bewusstlosen Frau zu helfen. Als es ihrem Lebensgefährten nicht schnell genug ging, reagierte er aggressiv, beschimpfte die Rettungskräfte, packte sie schließlich am Hals und warf sie aus der Wohnung. Auch viele seiner Kollegen würden von ähnlichen Situationen erzählen, berichtete der Feuerwehrmann. „Es ist einfach unfassbar, dass ausgerechnet die Menschen angegriffen werden, die eigentlich zum Helfen gekommen sind.“

Wie Valentino T. geht es vielen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst. Längst sind es nicht mehr nur Polizisten oder Rettungskräfte, die mit Aggressivität und Respektlosigkeit konfrontiert werden. Um auf die Situation der Beschäftigten aufmerksam zu machen, veranstaltete der Deutsche Beamtenbund Nordrhein-Westfalen (DBB NRW) zusammen mit seiner Jugendorganisation, der dbb jugend nrw, im Rahmen der landesweiten „Woche des Respekts“ am 17. November 2016 in Duisburg einen Erfahrungsaustausch zum Thema „Gewalt gegen Beschäftigte im Öffentlichen Dienst“. Mit dabei waren auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link. „Mit der Veranstaltung wollten wir die Öffentlichkeit dafür sensibilisieren, womit unsere Kolleginnen und Kollegen tagtäglich zu tun haben“, erklärte Roland Staude, Vorsitzender des DBB NRW. Es lasse sich zwar insgesamt eine Verrohung innerhalb der Gesellschaft erkennen, festzustellen sei aber auch, dass zunehmend die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes, als Vertreter des Staates, Opfer von Gewalt werden.

Wie genau sich dieses gestiegene Aggressionspotenzial im beruflichen Alltag auswirkt, konnten die rund 150 anwesenden Besucher der Veranstaltung anhand von Schilderungen der vier direkt oder indirekt Betroffenen erfahren. Dabei war die Bandbreite der Betroffenen vielfältig und reichte von Polizisten und Rettungskräften über Jobcenter-Mitarbeiter bis hin zu Veterinären. Gerade letztere wären wohl bis vor kurzem klassisch nicht in die Gruppe der besonders gefährlichen Berufe eingeordnet worden. Wie der jüngste Vorfall im Kreis Kleve aber deutlich gemacht hat, bei dem zwei Tierärzte bei einem Routinebesuch von einem Landwirt körperlich attackiert wurden, ist heute kein Beschäftigter im Öffentlichen Dienst mehr von der Gefährdung durch Gewalt ausgenommen.

Stattgefunden hatte die Veranstaltung „Jeder verdient Respekt!“ im Beratungs- und Veranstaltungszentrum „Der Kleine Prinz“ in Duisburg. Eingeladen waren alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes, die Interesse an diesem Thema hatten. Wie groß dieses Interesse war, zeigte sich auch an der Diskussion, die sich an die Berichte der Betroffenen anschloss. Zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer fühlten sich durch die Berichte ihrer Kolleginnen und Kollegen ermutigt, selbst von ihren eigenen Erfahrungen mit dem Thema Gewalt zu berichten. Dabei zeigte sich auch, wie persönlich die einzelnen Erlebnisse sind und wie tiefgreifend oft deren Auswirkungen.  

Für Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ist diese Problematik von enormer Wichtigkeit: „Wer tagtäglich für Schutz und Sicherheit sorgt und sich darum kümmert, dass unser Gemeinwesen funktioniert, der hat unseren Respekt verdient. Denn wir alle brauchen für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft genau das: einen gut funktionierenden Öffentlichen Dienst mit motivierten Beschäftigten und einen verlässlichen Rechtsstaat. Und als Arbeitgeber sind wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verpflichtet und müssen sie vor Respektlosigkeit und Übergriffen schützen.“ Dem konnte auch Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link nur beipflichten: „Leider kommen auch in Duisburg Übergriffe auf meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor. Ich stehe vor den Kolleginnen und Kollegen und bin nicht bereit, diese verbale Respektlosigkeiten oder gar körperliche Angriffe zu tolerieren. Daher wird jeder Fall konsequent zur Anzeige gebracht.“

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Deutschen Beamtenbund Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit seiner Jugendorganisation, der dbb jugend nrw. Letztere setzt sich bereits im zweiten Jahr im Rahmen der Kampagne „Gefahrenzone Öffentlicher Dienst“ dafür ein, auf die Problematik der Aggressivität gegen Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes aufmerksam zu machen. Zuletzt wurde im April 2016 eine Meldeplattform unter www.angegriffen.info für diejenigen Beschäftigten geschaffen, die Opfer von Gewalt geworden sind. „Seither konnten wir schon knapp 500 Zwischenfälle registrieren“, erklärte Jano Hillnhütter, Vorsitzender der dbb jugend nrw. „Wir sammeln alle Übergriffe, über die in den Medien berichtet wird, und Betroffene nutzen außerdem die Möglichkeit, uns über einen ‚Kummerkasten‘ direkt und ganz persönlich von ihren Erlebnissen zu berichten. Trotz der Fülle der Meldungen gehen wir jedoch davon aus, dass dies nur die Spitze des Eisberges darstellt.“

Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Vortrag zum sogenannten „Aachener Modell“. Dieses Modell ist in einer Zusammenarbeit der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen mit dem Polizeipräsidium Aachen entstanden. Darin geht es um die Einstufung von Arbeitsplätzen mit Publikumsverkehr anhand von Gefährdungsstufen sowie um präventive Vorschläge zur Reduzierung von Bedrohungen und Übergriffen.

 

Pressemitteilung