dbb Münster
Beamtenbund und KOMBA Gewerkschaft Münster zeigen Flagge gegen Krieg und Ungerechtigkeit - Mahnwache vor dem historischen Rathaus
Die Tarifverhandlungen für den Sozial- und Erziehungsdienst haben immer noch kein Ergebnis gebracht. Die Arbeitgeber blockieren weiter den Weg zu besseren Arbeitsbedingungen und zu einer fairen Bezahlung. Bundesweit fanden und finden Protestdemonstrationen und Warnstreiks statt.
Mahnwache in Münster für Frieden in der Ukraine und für faire Tarifverhandlungen
Vor dem historischen Rathaus in Münster, in dessen Friedenssaal vor 374 Jahren der 30-jährige Krieg beende und eine neue Friedensordnung für Europa geschaffen wurde, zeigten der Beamtenbund und seine Mitgliedsgewerkschaften Flagge. Die Ortsverbände Stadtverwaltung Münster und Landschaftsverband Westfalen-Lippe der Gewerkschaft der Beschäftigten im Kommunaldienst (kurz. KOMBA-Gewerkschaft) hatten zu einer Mahnwache aufgerufen. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem öffentlichen Dienst demonstrierten für eine schnelle Beendigung des Krieges in der Ukraine. Sie machten aber auch deutlich, dass Konflikte innerhalb unserer Gesellschaft gelöst und Ungerechtigkeiten beseitigt werden müssen. Die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst sind enttäuscht, dass die Arbeitgeber bei den jetzt stattfindenden Tarifverhandlungen das große Engagement auch in der Corona-Pandemie nicht würdigen und bessere Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung verweigern.
Quelle: KOMBA Münster - Link: Komba OV Münster - Startseite | Facebook
Die Arbeitsbedingungen dort müssen dringend verbessert werden, fordert der Deutsche Beamtenbund.
Am 25. Februar 2022 starteten die Tarifverhandlungen für den Sozial- und Erziehungsdienst. Im Fokus steht dabei die finanzielle Aufwertung des Berufsfeldes. Auch, um dem bereits jetzt eklatanten Fachkräftemangel etwas entgegen zu setzen und mehr Menschen für die Arbeit im Sozial- und Erziehungsdienst (SuE) zu gewinnen. „Wollte man beispielsweise die wissenschaftlich empfohlenen Betreuungsschlüssel im Kita-Bereich bundesweit umsetzen, würden schon heute weit über 100.000 Fachkräfte fehlen – von der schon chronisch unterbesetzten Sozialen Arbeit ganz zu schweigen“, erklärte der dbb Bundesvorsitzende und Verhandlungsführer Ulrich Silberbach am 9. Februar 2022.
„Ein weiteres wichtiges Thema ist etwa ‚Zeit‘, und das gleich unter mehreren Gesichtspunkten: So sollen beispielsweise Leitungsfunktionen nicht nur entsprechend bezahlt werden, sondern auch durch die verpflichtende Einführung von Stellvertretungspositionen entlastet werden – die dann natürlich ebenfalls entsprechend der Verantwortung entlohnt werden muss. Aber auch ganz grundsätzlich soll die Arbeit ‚am Menschen‘ qualitativ besser werden, in dem mehr Vorbereitungszeit für Inhalte und auch Organisatorisches eingeplant wird. Denn als Streetworker lässt sich der Papierkram eben schwerlich unterwegs nebenbei erledigen, um nur ein Beispiel zu nennen“, sagte der dbb Chef.
Nicht zuletzt werde es bei den Verhandlungen auch um das Thema „Qualifikation“ gehen. Hier fordert der dbb nicht weniger als einen Rechtsanspruch der Beschäftigten auf regelmäßige Fortbildungen, ganz im Sinne einer qualitativ hochwertigen frühkindlichen Bildung und Sozialen Arbeit. Fort- und Weiterbildungen sollten dann selbstverständlich auch bei der Bezahlung honoriert werden. Mehr Qualität soll auch durch eine bessere Vergütung und größere Zeitkontingente für jene Beschäftigten erreicht werden, die die Praxisanleitung von Nachwuchskräften übernehmen.
Obwohl die Situation in den Kitas und den Einrichtungen der Sozialen Arbeit aufgrund der Corona-Pandemie immer noch angespannt ist, erfahren die Beschäftigten große Unterstützung für ihre berechtigten Forderungen, so Silberbach. Das sehe man etwa im Kita-Bereich: „Eine deutliche Mehrheit der Eltern ist auf unserer Seite. Statt wie früher wütend auf die Erzieherinnen und Erzieher zu sein, stellen die sich mittlerweile mit einem Plakat zusammen mit uns zum Protestieren vor das Rathaus. Das ist wunderbar.“ Durch die Erfahrungen der letzten Monate und die veränderte öffentliche Wahrnehmung ihrer Berufe in den letzten Jahren habe sich auch die Einstellung der Beschäftigten nochmal verändert: „Es gibt ein ganz neues Selbstbewusstsein bei den Kolleginnen und Kollegen und das freut mich sehr! Daher bin ich mir sicher, dass wir auch unter Berücksichtigung der Corona-Regeln den notwendigen Rückenwind erzeugen können. Und den brauchen wir am Verhandlungstisch auch. Ob mit Streiks oder neuen, kreativen Protestformen: Wir werden gemeinsam für ein starkes Ergebnis kämpfen!“
Quelle: dbb Bundesleitung
Aktualisierung 09.04.2022
Sozial- und Erziehungsdienst: Warnstreiks ausgeweitet
Beschäftigte des Sozial- und Erziehungsdienstes haben ihre Warnstreiks ausgeweitet. Im hessischen Fulda fand eine zentrale Kundgebung statt.
Im Tarifkonflikt über bessere Arbeitsbedingungen im Sozial- und Erziehungsdienst haben die Beschäftigten den Druck auf die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) erhöht. Während in den vergangenen Tagen bereits Warnstreiks und dezentrale Protestaktionen in Niedersachsen, Bayern, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz stattfanden, waren am 31. März 2022 insbesondere Hessen und Nordrhein-Westfalen von Arbeitskampfmaßnahmen betroffen.
„Die VKA hat offensichtlich das Ausmaß der Personalnot immer noch nicht verstanden“, sagte dbb Tarifchef Volker Geyer bei der Kundgebung auf dem Universitätsplatz in Fulda vor hunderten Beschäftigten. „Sie blockiert nicht nur die Aufwertung des Berufsfeldes und verhindert damit die Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung. Mehr noch: Durch die Verweigerung konkreter Entlastung sorgt sie auch noch dafür, dass immer mehr Kolleginnen und Kollegen sich andere Jobs suchen – unter anderem, weil sie sonst schlicht nicht bis zur Rente durchhalten. Das ist fatal.“
Der Landeschef der komba gewerkschaft hessen, Richard Thonius, unterstrich bei der Demonstration die gesellschaftliche Bedeutung des Sozial- und Erziehungsdienstes: „Gerade die Verwerfungen durch die Corona-Pandemie und jetzt ganz aktuell die herausfordernde Betreuung der geflüchteten Familien aus der Ukraine haben gezeigt, dass unser Land mehr in Zusammenhalt investieren muss – das gilt für die frühkindliche Bildung und die Soziale Arbeit gleichermaßen. Dass die VKA vor diesem Hintergrund an ihrer eiskalten Sparpolitik festhält, ist erschütternd.“
Bereits am Morgen hatte der komba Bundesvorsitzende und stellvertretende Vorsitzender der dbb Bundestarifkommission Andreas Hemsing klargestellt: „In Richtung Arbeitgeber sagen wir lautstark und bestimmt: Wir halten fest an den berechtigten Forderungen nach Aufwertung, Attraktivität und der ganz konkreten Entlastung im Arbeitsalltag für die Kolleginnen und Kollegen der sozialen Berufe. Die Arbeitgeberseite muss endlich aufwachen und handeln, bevor es zu spät ist.“
Der dbb fordert unter anderem eine bessere Bezahlung durch höhere Eingruppierungen in den entsprechenden Entgelttabellen. Außerdem soll inhaltlich bessere Arbeit ermöglicht werden, beispielsweise durch die Ausdehnung von Vor- und Nachbereitungszeiten.
Quelle: dbb Bundesleitung
Weitere Informationen gibt es auf der Homepage des Deutschen Beamtenbundes:
Sozial- und Erziehungsdienst -» dbb beamtenbund und tarifunion