Tarifverhandlungen TVöD
Forderungen für Tarifrunde beschlossen
4,8 Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 150 Euro – so lautet die Hauptforderung des Deutschen Beamtenbundes und Tarifunion für die anstehende Tarifrunde. Verhandelt wird für die Beschäftigten des Bundes und der Kommunen, also besonders diejenigen, die in der Corona-Pandemie mit die größten Lasten geschultert haben. Eine Verschiebung der Tarifverhandlungen mit Blick auf die Corona-Pandemie war von den Arbeitgebern im Vorfeld abgelehnt worden.
„Die Pflegekräfte haben besonders zu Hochzeiten der Corona-Pandemie viel Applaus für ihre besonderen Leistungen erhalten. Aber leider mussten sie ziemlich schnell feststellen, dass Applaus keine Rechnungen bezahlt“, erklärt Andreas Hemsing, Vorsitzender der Tarifkommission des DBB NRW. „Dabei hat gerade die Krise wieder sehr deutlich gezeigt, wie systemrelevant sie und viele andere Berufsgruppen im Öffentlichen Dienst sind.“ Ohne den unermüdlichen Einsatz der Beschäftigten wäre z.B. weder die wichtige Rückverfolgung von Infektionsketten durch die Gesundheitsämter noch die schnelle und unkomplizierte Auszahlung des Kurzarbeitergeldes durch die Bundesagentur für Arbeit möglich gewesen. „Dieser Einsatz muss nun auch finanziell honoriert werden“, fordert der Vorsitzender Tarifkommission deswegen und hält die Forderung für die Tarifverhandlungen für gerechtfertigt und angemessen. Denn bei der Forderungsfindung sei die aktuelle Situation und die Problematiken für Haushalte der Kommunen und des Bundes bereits berücksichtigt worden.
Lieber wäre ihm, wie auch den anderen gewerkschaftlichen Vertreterinnen und Vertretern jedoch gewesen, die Tarifverhandlungen nicht ausgerechnet mitten in der Corona-Pandemie stattfinden zu lassen. „Leider waren die Arbeitgeber nicht dazu bereit, ernsthaft in Gespräche über eine Verschiebung der Verhandlungen einzusteigen“, so Andreas Hemsing. Er verweist jedoch auch darauf, dass die Probleme im Öffentlichen Dienst nicht erst seit der Corona-Pandemie bestehen, sondern durch diese nur wie durch ein Brennglas deutlicher herausstechen würden. „Der Öffentliche Dienst hat ganz klar ein Attraktivitätsproblem. Viele Stellen konnten bereits vor der Krise nicht besetzt werden, da die Bezahlung und die Rahmenbedingungen nicht attraktiv genug für qualifizierte Fachkräfte waren. Hier muss sich etwas ändern“, stellt der Vorsitzende des Tarifkommission fest. Die aktuellen Forderungen für die anstehende Tarifrunde seien da ein erster, an die Corona-Situation angepasster Schritt.
Die Forderungen für die Tarifrunde TVöD im Detail:
- Erhöhung der Tabellenentgelte um 4,8 Prozent, mindestens 150 Euro, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
- Erhöhung der Ausbildungs- und Praktikantenentgelte um 100 Euro sowie eine verbindliche Zusage zur Übernahme der Auszubildenden.
- Einbeziehung der praxisorientierten Dualstudiengänge in den TVSöD.
Weiterhin will der dbb:
- Angleichung der Arbeitszeit Ost an West im kommunalen Bereich.
- Einrichtung eines „Verhandlungstisches Pflege“ zur Verbesserung der Arbeits- und Entgeltbedingungen im Pflegebereich.
- Verlängerung und Verbesserung des Tarifvertrags zur Gewährung von Altersteilzeit
- Der öffentliche Dienst braucht Entlastung. Das gilt nicht erst seit der Corona-Krise. Deshalb fordern wir zusätzliche freie Tage für den öffentlichen Dienst.
- Nahverkehrsticket für alle Auszubildenden.
- Zeitgleiche und systemgerechte Übertragung des Volumens auf den Bereich der Bundesbeamten sowie eine Reduzierung der 41-Stunden-Woche im Bereich der Bundesbeamten.
Zeitliche Planung:
Am 1. September 2020 beginnen in Potsdam die Verhandlungen. Am 19./20. September 2020 werden sie dort fortgesetzt, mit dem Ziel diese im Rahmen der dritten Verhandlungsrunde am 22./23. Oktober 2020 zu beenden.
Weitere Informationen zum Einkommensrunden finden Sie hier.