64. dbb Jahrestagung in Köln
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW plant Fachkräfte-Offensive
- Foto: © Marco Urban Matthias Heidmeier, Staatssekretär des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW (oben) – Dr. Achim Dercks, stv. Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages – Daniela Kuzu, Ständige allgemeine Vertretung des Bürgermeisters, Fontanestadt Neuruppin – Anke Plättner, Moderation – Dr. Uda Bastians, Beigeordnete und Leiterin des Dezernats Recht und Verwaltung beim Deutschen Städtetag (unten – von links)
Der Personalmangel im öffentlichen Dienst hat historische Dimensionen erreicht: Aktuell fehlen bundesweit 360.000 Fachkräfte. „Wie schließen wir die Fachkräftelücke?“ Dies war am 10. Januar Thema einer Experten-Diskussion, der Matthias Heidmeier, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW, zugeschaltet war.
Thema „Fachkräftemangel“ in der Politik angekommen
Schon seit Jahren haben der DBB NRW Beamtenbund und Tarifunion und viele andere Gewerkschaften auf den drohenden Fachkräftemangel hingewiesen. Nun, so Staatssekretär Heidmeier, sei das Thema auch in der Politik angekommen: „Zugegeben sehr spät, aber jetzt ist es auch eines der Top-Themen.“ Manche Wissenschaftler sprächen bereits von einer „Fachkräfte-Katastrophe“. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW plane deshalb eine massive Fachkräfte-Offensive – für öffentlichen Dienst, Industrie und Handel im Ganzen. Erste Maßnahmen solle es bereits im Frühjahr geben.
Berufliche und akademische Ausbildung gleichwertig behandeln
Besonders kritisch sei die Situation in den Ausbildungsberufen. Deshalb sei es besonders wichtig, so Heidmeier, diese gleichwertig mit akademischen Berufen zu behandeln. Gerade in NRW gebe es mit fast 20 Prozent zu viele junge Menschen ohne Berufsausbildung. Ihnen müsse man eine „Aufstiegsgeschichte“ erzählen und die Perspektiven einer beruflichen Ausbildung vor Augen führen.
Zuwanderung ermöglichen
Zudem müsse auch verstärkt auf Zuwanderung gesetzt werden. Der Staatssekretär nannte hier die Anerkennung ausländischer Berufsausbildungen als einen zentralen Punkt und warb für eine echte Willkommenskultur. „Wir brauchen auf jeden Fall die Fachkräftezuwanderung“, bekräftigte auch Dr. Uda Bastians, Beigeordnete und Leiterin des Dezernats Recht und Verwaltung beim Deutschen Städtetag. Dies gelte insbesondere für Pflege- und Handwerksberufe. Sie hoffe, dass es gelinge 400.000 Personen im Jahr zu holen, gab allerdings zu bedenken, dass zusätzlich auch deren Familien zu berücksichtigen seien und damit auch entsprechender Wohnraum.
Digitalisierung und Verfahrensbeschleunigung unabdingbar
Dr. Achim Dercks, stellv. Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, äußerte hingegen Skepsis, dass es tatsächlich gelingen könne eine Millionen Menschen pro Jahr, denn so viele dürften es dann in Summe sein, für den deutschen Arbeitsmarkt zu gewinnen: „Wir müssen lernen damit umzugehen, dass wir dauerhaft weniger werden. Deshalb ist es das A&O, Prozesse zu vereinfachen und die Digitalisierung voranzutreiben.“
Expertise der Gewerkschaften nutzen
Roland Staude, Vorsitzender des DBB NRW, verfolgte die Diskussion mit großem Interesse. Er begrüße es sehr, dass das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW nun auf schnellstem Wege Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel in Angriff nehme. Er müsse Herrn Staatssekretär Heidmeier allerdings recht geben, dass die Einsicht in die Notwendigkeit sehr spät kommt. Staude: „Für die Zukunft wünsche ich mir deshalb, dass die Politik die Expertise des DBB NRW und seiner Fachgewerkschaften stärker berücksichtigt.“