Veranstaltungsreihe „Schlaglichter” der FDP-Landtagsfraktion
NRW braucht ein ganzheitliches Attraktivitätskonzept
- Foto: © FDP NRW Roland Staude mit Ralf Witzel (MdL), stellv. Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion
15.000 offene Stellen sprechen eine deutliche Sprache: Der öffentliche Dienst hat als Arbeitgeber ein massives Attraktivitätsproblem. Die Gründe sind vielfältig. Im Rahmen der digitalen FDP-Veranstaltungsreihe „Schlaglichter“ forderte Roland Staude, 1. Vorsitzende des DDB NRW deshalb ein ganzheitliches Attraktivitätskonzept und nannte einige zentrale Ansatzpunkte.
Ein wichtiger Baustein dieses Konzeptes ist die Besoldung. Denn nach wie vor spielt bei der Berufswahl der monetäre Aspekt eine entscheidende Rolle. Roland Staude verweist in diesem Zusammenhang auf die beiden wegweisenden Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts vom 4. und 5. Mai 2020. In beiden Fällen wurde festgestellt, dass die Besoldung zum Teil evident unzureichend war. Um die besten Köpfe zu binden, hält der DBB NRW eine Behebung für zwingend erforderlich.
Eine weitere wichtige Stellschraube des Attraktivitätskonzepts betrifft den demographischen Wandel. 41 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst sind 50 Jahre und älter, Nachwuchs wird händeringend gesucht. Doch um insbesondere die junge Generation für den öffentlichen Dienst zu gewinnen, ist die Work-Life-Balance von größter Bedeutung. Mit einer Wochenarbeitszeit von 41 Stunden kann der öffentliche Dienst in NRW keineswegs überzeugen. Der DBB NRW legt deshalb der Landesregierung für eine Übergangszeit das sogenannte „Hessische Modell“ nahe. Hierbei wird die Arbeitszeit auf 40 Stunden reduziert, die Beschäftigten arbeiten aber de facto 41 Stunden, um dem Arbeitsaufkommen weiter gerecht werden zu können. Die Überstunden werden auf einem langfristigen Arbeitszeitkonto angespart und stehen später flexibel zur Verfügung, z. B. für ein Sabbatical.
Zudem erfordert ein ganzheitliches Attraktivitätskonzept, so Staude, mit Blick auf den digitalen Wandel auch eine tragfähige Lösung für das so genannte „Homeoffice“. Während der Pandemie wurde die Arbeit zahlloser Beschäftigter bereits digital fernab des Büros erbracht. Und für viele Beschäftigte wird es auch nach Corona sehr attraktiv sein, ein bis zwei Tage von zuhause zu arbeiten. Roland Staude fordert hier eine differenzierte Betrachtung. So verfolgt die Landesregierung mit ihrem Antrag auf Work-Spaces ein Konzept der Mobilen Arbeit. Diese ist nicht an den Wohnort gebunden und kann theoretisch mit dem Smartphone über offenes W-LAN in der Straßenbahn geleistet werden. Roland Staude, 1. Vorsitzender des DBB NRW: „Hier gibt es noch jede Menge Luft nach oben. Bei einer ernsthaften Umsetzung müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt werden und zusätzlich die notwendigen Ressourcen bereit stehen.“ Bis dahin ist die Telearbeit für ihn das einzig tragfähige Modell, weil nur hier Arbeitssicherheit, Daten- und Gesundheitsschutz sowie eine adäquate technische Ausstattung gewährleistet sind.