dbb Münster
Arbeitnehmervertreter*Innen Empfang und 12. Fachtagung zum Thema "Flexible Arbeitszeiten" des Bistums Münster
„Flexible Arbeitszeiten gestalten - in allen Lebensphasen.“ Das war das Thema beim Empfang für die Vertretungen der Arbeitnehmerinnen und -nehmer. Er fand am 19. Mai 2025 in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster statt.
Seit dem Jahr 2012 hatte der Münsteraner Bischof Dr. Felix Genn zum Arbeitnehmerempfang eingeladen. In diesem Jahr übernahm diese Aufgabe Diözesanadministrator Dr. Antonius Hamers. Nach dem Rücktritt des Bischofs ist der Bischofssitz in Münster verwaist und der neue Papst Leo XIV. hat nach der Papstwahl am 8. Mai noch keinen Nachfolger ernannt. Somit ist Hamers der offizielle Vertreter des Bistums Münster.
Mehr als 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung der Veranstalter. Zu denen gehörten neben dem Bistums Münster, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Region Münsterland, der Kreisverband Münster des Deutschen Beamtenbundes (DBB), die Diözesane Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen (DiAG-MAV) im Bistum Münster und das Institut für Christliche Sozialwissenschaften.
In seiner Begrüßung sagte Dr. Hamers, man wolle flexible Arbeitszeitgestaltung in Zusammenhang mit unterschiedlichen Lebensphasen, in denen die Arbeitnehmerinnen und -nehmer Beruf und Privatleben miteinander in Einklang bringen müssten, betrachten. Er wies auch darauf hin, dass die katholische Soziallehre keinen Gegensatz zwischen Arbeit und Leben sehe, wie der Begriff Work-Life-Balance ihn ausdrücke.
Fachvortag von Frau Dr. Kümmerling
Das Impulsreferat zum Thema gestaltete Dr. Angelika Kümmerling vom Institut für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen. Als Fazit stellte sie fest, dass die Arbeitszeiten im Schnitt nie so flexibel waren wie heute und dass mehr Beschäftigte denn je ihre Arbeitszeit souverän gestalten und flexibel an den Lebensphasen ausrichten können. Zwar führe der Fachkräftemangel dazu, dass zurzeit Arbeitgeber Forderungen nach beispielsweise Mehrarbeit oder Wochen- statt Tageshöchstarbeitszeit erheben. Tatsächlich sei aber der richtige Weg, arbeitnehmerorientierte Arbeitszeitflexibilität auszubauen. Das sei wegen der Gesundheit der Arbeitnehmer und wegen des steigenden Bedarfs an Sorgearbeit, die diese in einer alternden Gesellschaft zusätzlich leisten müssen, geboten. Außerdem müssten die dynamisch-situative und die lebensphasenbezogene Arbeitszeitflexibilität miteinander verzahnt werden. Die Referentin forderte, „neue kürzere Vollzeitarbeitsstandards zu etablieren, um länger gesund arbeiten zu können und Sorgearbeit zu ermöglichen.“ „Das ist die gewaltige Kraftanstrengung, derer es gesamtgesellschaftlich bedarf“, betonte Kümmerling abschließend.
Diskussion im Podium und Plenum
Ihre Aussagen und weitere Aspekte des Themas wurden in einer Podiumsdiskussion vertieft. Daran nahmen unter Moderation von Dr. Christian Müller neben Kümmerling Jasmin Danielzik, stellvertretende Vorsitzende der DiAG-MAV im Bistum Münster, Jannik Hemkentokrax, Projektsekretär der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Hamm, sowie Ulrich Richartz, Leiter des Fachbereichs Personal beim Bistum Münster, teil.
Auch das Publikum brachte sich durch Fragen und Positionierungen aktiv ein. Hierbei wurde deutlich, dass sich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Flexibilität wünschen. Viele Vollzeitbeschäftigte wollen weniger, aber auch Teilzeitbeschäftigte mehr Stunden arbeiten, als das bisherige klassische Arbeitzeitmodell (40 Stunden/20 Stunden). In verschiedenen Lebenslagen benötigt es viel Flexibilität, um insbesondere Familie und Beruf vereinbaren zu können. Dies gelte nicht nur für die Familien- und Kinder- und Erziehungszeiten, sondern auch für die Pflege von Angehörigen.
Quellen und Texte: Bischöfliche Pressestelle (Anke Lucht) und dbb Münster (MFK)
Ausblick und Rückblick
Das nächste Arbeitnehmervertreter-Treffen ist im Frühjahr des Jahres 2026 geplant. Der dbb Kreisvorsitzende Meik Bruns freute sich, dass nun bereits zum 12. Mal das Arbeitnehmervertreter-Treffen stattgefunden hat. "Der Empfang und die interessanten und informativen Fachtagungen sind zu einer festen Größe geworden, die von vielen Gewerkschaftern, Betriebs- und Personalräten begeistert angenommen werden."
Veranstaltungen in den Vorjahren:
2024
11. Fachtagung
„Leiharbeit in der Pflege - Die wahren Kosten"
2023
10. Fachtagung
„Gewalt am Arbeitsplatz"
2022
9. Fachtagung
„Sozialer Arbeiten – besser Leben? Was machen die skandinavischen Länder anders?"
2020 und 2021
fand wegen der Corona-Pandemie kein Arbeitnehmervertreter-Treffen statt.
2019
8. Fachtagung
„Wer kümmert sich um uns? Fachkräftemangel im sozialen Bereich“
2018
7. Fachtagung
„Mein „Frei‘ gehört mir!“ - Wem die freie Zeit wirklich gehört“
2017
6. Fachtagung
„Gesundheitliche und psychische Belastungen am Arbeitsplatz"
2016
5. Fachtagung
„Digitalisierung der Arbeitswelt und Crowdworking"
2015
4. Fachtagung
„Berufliche Weiterbildung: Wunsch und Wirklichkeit"
2014
3. Fachtagung
„Altersgerechte Arbeitsplätze“
2013
2. Fachtagung
„Prekäre Beschäftigungsverhältnisse“
2012
1. Fachtagung
„Strategien für Arbeitnehmervertreter/innen zur Organisation von Solidarität unter Arbeitnehmern“




